Elmar L. Kuhn

Die Reformation in Oberschwaben


1.2 Die Bischöfe

Was oben praktiziert wurde, setzte sich nach unten fort. Bischöfe zahlten Unsummen nach Rom, um mehrere Bischofstühle gleichzeitig zu erhalten. Geistliche Fürsten kümmerten sich mehr um ihre weltlichen Rechte, als um Seelsorge. Das Bistum Konstanz war das größte deutsche Bistum und umfasste große Teile des heutigen Baden-Württembergs, der Schweiz und halb Vorarlberg. Der Bischof war eher Landesherr seines kleinen Territoriums als Seelenhirte, nur selten feierte er die Messe. Die Weihe- und Firmhandlungen überließ er dem Weihbischof, häufig ein Mönch. Der Bischof wurde vom Domkapitel gewählt, einem Kollegium fast ausschließlich aus schwäbischen Adligen, die meist nicht einmal die Priesterweihe empfangen hatten. Als der Papst 1474 widerrechtlich einen Bischof einsetzte, das Kapitel einen Waldburger als anderen Kandidaten wählte, kam es zum Konstanzer Bischofsstreit bis 1480, der Klerus und Gläubige spaltete, die Diözese zerrüttete und die Finanzen des Bistums weiter ruinierte. Bischof Hugo von Hohenlandenberg 1496-1532 galt als Mann mit guten Absichten und gebildet, aber schwach. Er berief zwar 1497 eine Diözesansynode nach Konstanz ein, schilderte aber in seiner wiederum wirkungslosen Reformenzyklika 1516 das Verhalten seines Klerus in den schwärzesten Farben.

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