Elmar L. Kuhn

Eitelhans Ziegelmüller, der Bauernkrieg und Oberteuringen


Zehntherrschaft und Kirche

Der Pfarrer von Oberteuringen hatte eine der größten Pfarreien der Gegend zu betreuen. Sie erstreckte sich von Bavendorf bis zum Bodensee bei Schnetzenhausen. In den dazu gehörigen Filialkirchen von Bavendorf, Hepbach, Bergheim und Schnetzenhausen las ein vom Pfarrer angestellter Helfer die Messe. Zudem stiftete der Pfarrer Matthäus von Moosheim 1481 eine Frühmesspfründe, die bis 1540 versehen wurde.

Sein Vorgänger Konrad von Moosheim verminderte die Einkünfte der Pfarrei 1400 beträchtlich, als er den Großzehnt, d.h. den Zehnten vom Getreideertrag auf der Gemarkung von Oberteuringen und Hefigkofen an die Grafen von Werdenberg verkaufte. Als ihr Besitznachfolger bezog nach dem Kauf der Herrschaft Schmalegg das Spital Ravensburg in seiner Zehntscheuer zu Hefigkofen diesen Zehnten. Durch einen Vertrag mit der Reichsstadt Ravensburg, in dem sie eine feste jährliche Getreidelieferung zugestand, und eine Reihe von Verträgen, mit denen der Pfarrer im 15. Jahrhundert sich den Verzicht auf den Zehnten von neu gerodeten Grundstücken entgelten ließ, sicherte er sich aber wieder ein ansehnliches Einkommen. Dazu bezog der Pfarrer selbst noch den sogenannten Kleinzehnten von allem, was „mit Hacke und Schaufel“ gebaut wurde, sowie Wein- und Blutzehnt. Der Dotierung des Pfarrers diente auch der Widdumhof. Diesen Hof konnte der Pfarrer selbst bewirtschaften, wie letztmals Ende des 16. Jahrhunderts, sonst verlieh es ihn auf Lebenszeit an einem Bauern gegen Abgaben. Von allen Pfarrern des nach Teuringen benannten Landkapitels (Dekanats) konnte der Teuringer Pfarrer das höchste Einkommen aufweisen, er stellte sich besser als ein Chorherr in Konstanz.

Die Pfarrpfründe mit Naturaleinkünften und Widdumhof hatte den Unterhalt des Pfarrers zu sichern, also gewissermaßen die Personalausgaben zu decken. Als zweite geistliche Vermögenseinheit existierte die „Kirchenfabrik“ zur Deckung der Sachausgaben, vor allem der Baulast der Pfarrkirche. Dieses in Oberteuringen mit mehreren Höfen gut ausgestattete Kirchenvermögen wurde im Ehrenamt von zwei bis vier Kirchenpflegern, Honoratioren der Pfarrgemeinde, verwaltet, darunter im späten 16. Jahrhundert mehrfach Angehörige der Familie Ziegelmüller. Das ansehnliche Vermögen erlaubte es, dass während der spätgotischen Baukonjunktur auch die Pfarrkirche Oberteuringen 1517 neu geweiht, also wohl neu erbaut wurde. Auch über das Vermögen der Frühmesspfründe für den Frühmesser oder Kaplan wachten ebenfalls zwei bäuerliche Pfleger, von denen 1539 einer Eitelhans Ziegelmüller war.

Über die Auswahl des Pfarrers entschied der Patronatsherr, der dem Bischof einen Kandidaten vorschlug, den dieser nur ablehnen konnte, wenn der Bewerber die nötigen Voraussetzungen für sein Amt nicht erfüllte. Das Patronat hatte die Reichsstadt Ravensburg 1413 von den Grafen von Werdenberg mit der Herrschaft Schmalegg erworben. Den größten Teil des Jahrhunderts, von 1400 bis 1489, versahen zwei Angehörige der Ravensburger Patrizierfamilie von Moosheim die Pfarrei. Als sie 1489 frei wurde, mischte sich König Maximilian ein, der Johann Ege von Dinkelsbühl gegen den Willen Ravensburgs als Pfarrer versorgt sehen wollte, obwohl er noch gar nicht zum Priester geweiht war und die Pfarrei zunächst durch einen Vikar versehen lassen musste. Ege blieb bis zu seiner Resignation 1537 im Amt, also über den Bauernkrieg hinweg. Für einen Pfarrer Eitelhans Ziegelmüller, wie immer wieder unterstellt, bleibt auf der Pfarrerliste kein Platz.

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