Elmar L. Kuhn

Die Landvogtei Schwaben


Die Landvogtei als Teil der österreichischen Vorlande und der Provinz Vorderösterreich

An der Spitze der Landvogtei stand der Landvogt, ab 1541 als österreichischer Beamter. Ab 1637-1803 vererbte sich dieses Amt in der Familie der Grafen von Königsegg-Aulendorf. Amtssitz des Landvogts war bis zur Zerstörung 1646 die Veitsburg oberhalb Ravensburg,28 danach die sog. Landvogtei in Altdorf (Weingarten) am Münsterplatz.29 Die Grafen von Königsegg residierten meist in ihren Schlössern in Aulendorf oder Königseggwald, was häufig zu Reiberein mit dem Personal in Altdorf führte. Real führte die Geschäfte bis 1754 meist der Landvogteiverwalter. Ihm waren der Landwaibel für das Rechnungswesen und der Landschreiber für die Kanzlei zugeordnet. Der Verwaltungssitz der Landvogtei befand sich zunächst im sog. „Schlößle“, dem heutigen Stadtmuseum, bis 1646 das Oberamtsgebäude am Broner Platz (heute Neubau des Finanzamtes) errichtet wurde.30 Im Zuge der Verwaltungsreform unter Maria Theresia wurden als neue untere Mittelbehören die Oberämter eingerichtet, aus der Landvogtei wurde das K. K. Oberamt Altdorf, dem weitere österreichische Gebiete im mittleren Oberschwaben unterstellt wurden. An der Spitze des Oberamts stand nach wie vor ein Graf von Königsegg-Aulendorf als Erblandvogt, der ein Kollegium von 3-4 Oberamtsräten präsidierte, zu denen der Rentmeister, der Landschreiber und der Landrichter zählten. Ihnen unterstanden wiederum Forst- und Zollamt, sowie subalterne Beamte.

1650 verlieh Erzherzog Ferdinand Karl der Landvogtei ein eigenes, quadriertes Wappen, das in vier Feldern Löwen und Greifen zeigt, die jeweils wiederum ein Wappen halten. Von den zwei goldenen, gekrönten Löwen hält einer das Wappen mit dem Reichsadler, der andere das schwäbische Wappen mit drei Löwen, von den roten Greifen hält einer das österreichische, der andere das Tiroler Wappen mit dem roten Adler. Damit werden alle rechtlichen Bezüge der Landvogtei heraldisch symbolisiert, die Eigenschaften als Reichspfand, als Nachfolgeinstitution des schwäbischen Herzogtums, die österreichische Landesherrschaft und die Unterstellung unter Tirol.31 Der Herzschild ist das persönliche Wappen des Erzherzogs (1628-62) und seiner Frau, Anna de Medici (1616-76).

Bis 1753 war die Landvogtei mit den anderen Herrschaften der österreichischen sog. „Vorlande“ zwischen Vogesen (nach dem Verlust des Elsass zwischen Schwarzwald) und Lech den landesfürstlichen Behörden in Innsbruck unterstellt. Die Vorlande galten der Grafschaft Tirol inkorporiert, die 1406-1490 und 1564-1665 von einer eigenen Linie der Habsburger regiert wurde. 1753 wurde der Breisgau, die Oberämter Schwäbisch-Österreichs (Altdorf, Stockach, Günzburg, Rottenburg) und Vorarlberg zu einer eigenen Provinz Vorderösterreich mit der Regierung in Freiburg seit 1759 zusammengefasst. Die „Vorlande“ bzw. die Provinz Vorderösterreich waren wiederum ein kleiner zersplitterter Teil des habsburgischen Länderkonglomerats mit den Zentralbehörden in Wien.

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