Elmar L. Kuhn

Die Landvogtei Schwaben


Das Amt Dürnast

Den Landstreifen, den die Landvogtei der Grafschaft Heiligenberg entrissen hatte, teilte sie in Mitte des 16. Jahrhunderts in die zwei Ämter Fischbach/Ailingen und Dürnast/Eggenweiler auf. Zum Amt Dürnast, wie es meist genannt wurde, gehörte die spätere Gemeinde Taldorf außer Adelsreute, Bavendorf und Taldorf selbst, die spätere Gemeinde Oberteuringen außer Bitzenhofen, Neuhaus und Unterteuringen sowie die spätere Gemeinde Ettenkirch außer der Herrschaft Brochenzell. Im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert standen die Wirte von Dürnast dem Amt vor. Ab 1651 bis zum Ende der Landvogtei vererbte sich gewissermaßen das Amt des Amanns bei den Inhabern des waldburgischen Erblehens in Eggenweiler namens Leiz und dann Kreuzer.23 Die Neuregelung der Bestellung des Amtmanns ab 1750 hatte im Amt Dürnast keine Folgen. Bei einer Visitation durch einen Beauftragten der vorderösterreichischen Regierung 1767 gab der Dürnaster Amann zu, die Regierungsbefehle der letzten Jahre nicht zu kennen. Auf die Bestellung von Amtsdeputierten hatte man bald wieder verzichtet, der Amann hielt sie für unnötig.24

Die Zahl der Familien im Amt Dürnast vom späten 16. Jahrhundert bis 1803 schwankte zwischen 205 und 281 Familien, für 1771 wird die Zahl von 1023 Bewohnern genannt. Erst im späten 18. Jahrhundert wurde wieder die Bevölkerungszahl vor dem 30jährigen Krieg erreicht. Die Gesamtbevölkerung der Landvogtei betrug etwa das zwölf- bis fünfzehnfache der Untertanen im Amt Dürnast.25 Fast alle Bewohner des Amts wie der Landvogtei überhaupt lebten von der Landwirtschaft, das Gewerbe, außer für lokalen Bedarf, spielte keine Rolle. Im Winter spannen die Untertanen Garn für die Ostschweizer Weberei. Eine Beschreibung des Amts Dürnast von ca. 1720 liefert ein wohl zu düsteres Bild von den Lebensverhältnissen der Bewohner: „Nicht nur dieses Amt, sondern der meiste Bezirk der Landvogtei ist das ohnerträglichste, übelzeitigste, unfruchtbarste, raueste Land… Wenn das Jahr vorbei ist, so kann unter zehn Bauern nicht einer sagen, dass er einen Gulden erhascht oder gewonnen habe, wenn er auch das ganze Jahr in kein Wirtshaus kommt. Der Bauer glaubt, genug getan zu haben, wenn er nur seine Umlagen und Zinsen bezahlen kann.“26 In Kriegszeiten litt das Amt Dürnast wegen der Landstraße sehr unter den Truppendurchmärschen mit Einquartierungen, Vorspanndiensten und Requisitionen.27

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