Elmar L. Kuhn

Fundstücke - Pascal Mercier


August 2014

Pascal Mercier.
Nachtzug nach Lissabon. Roman. 9. Aufl. München: btb, 2008

Jeder von uns ist mehrere. F. Pessoa. S. 10

die alten Texte bis in jede Einzelheit … hinein zu kennen … Mit anderen Worten: gut zu sein. S. 27

Er im Begriff stand, sein Leben im Alter von siebenundfünfzig Jahren zum erstenmal ganz in die eigenen Hände zu nehmen. S. 28

Wenn es so ist, daß wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest? S. 36

Das Problem ist, … daß wir keinen Überblick über unser Leben haben. Weder nach vorn noch nach hinten. S. 83

es störte ihn, daß sich die Welt veränderte. S. 117

Ob einer ein Leser war oder ein Nichtleser – man merkte es schnell. Es gab zwischen Menschen keinen größeren Unterschied als diesen. S. 131

die eigene Zeit ablief S. 164

Man ist nicht richtig wach, wenn man nicht schreibt. Und man hat keine Ahnung, wer man nicht ist. S. 183

Den traumgleichen, pathetischen Wunsch, noch einmal an jenem Punkt meines Lebens zu stehen und eine ganz andere Richtung einschlagen zu können als diejenige, die aus mir den gemacht hat, der ich nun bin. S. 234f.

Das Leben ist nicht das, was wir leben, es ist das, was wir uns vorstellen zu leben. S. 353, 695

Es gebe diese drei Dinge, und nur sie: Begierde, Wohlgefallen und Geborgenheit. Und alle seien sie vergänglich. Am flüchtigsten sei die Begierde, dann komme das Wohlgefallen, und leider sei es so, daß die Geborgenheit, das Gefühl, in jemandem aufgehoben zu sein, irgendwann auch zerbreche. … Deshalb komme es auf Loyalität an. Sie sei kein Gefühl, sondern ein Wille, ein Entschluß, eine Parteinahme der Seele. S. 359

Wir sind nicht auf unsere Gegenwart beschränkt, sondern weit in die Vergangenheit ausgebreitet. … Sie ist Gegenwart, diese Vergangenheit, und nicht bloß in Form kurzer Episoden des aufblitzenden Erinnerns. … Und nicht nur in der Zeit sind wir ausgebreitet. Auch im Raum erstrecken wir uns weit über das hinaus, was sichtbar ist. Wir lassen etwas von uns zurück, wenn wir einen Ort verlassen, wir bleiben dort, obgleich wir wegfahren. S. 397 f.

Ich erzittere bei bloßen Gedanken an die unausweichliche und unaufhaltsame Wucht, mit der Eltern in ihren Kindern Spuren hinterlassen, die sich, wie Brandspuren, nie mehr werden tilgen lassen. … Wir brauchen ein Leben lang, um den eingebrannten Text zu finden und zu entziffern. S. 446

seine Chance, endlich aus dem Gerichtshof herauszutreten, hinaus auf den freien, heißen Platz des Lebens, und dieses eine Mal ganz nach seinen Wünschen zu leben, nach seiner Leidenschaft, und zum Teufel mit den anderen. S. 461, 607f.

Wie schwer ist es für einen Vater, vor seinen Kindern zu bestehen! S. 472

Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben. S. 547

Sich darauf besinnen, was man eigentlich möchte. Das Bewußtsein der begrenzten, ablaufenden Zeit als Kraftquelle, um sich eigenen Gewohnheiten und Erwartungen, vor allem aber den Erwartungen und Drohungen der anderen, entgegenzustemmen. Als etwas also, das die Zukunft öffnet und nicht verschließt. S. 552

Sich selbst nicht verfehlen. S. 553

Zu sich selbst stehen – auch das gehöre zur Würde. 589

Heimweh … der Wunsch, zurück hinter die festen, bewährten Dämme im Inneren zu fliehen, die ihn vor der gefährlichen Brandung und den tückischen Unterströmungen seiner Seele schützten. S. 594

Hatte er vielleicht doch ein mögliches Leben verpaßt? S. 604

Jetzt, da er sich ganz den inneren Sturmfluten überlassen hatte und eins mit ihnen geworden war, gab es nichts mehr, gegen das er einen Schutzwall errichten mußte. S. 612

Mein Rennen ist zu Ende. Unser Leben, das sind flüchtige Formationen aus Treibsand, … Gebilde aus Vergeblichkeit, … S. 656

 

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